Corona Learnings
Die Hochzeitsbranche in der Pandemie
Im Interview mit dem Magazin Sposa Facts Ausgabe 2 – 2022
Nachgefragt bei Kerstin Mechler
„Die Meisten Bräute wollten lieber auf eine persönliche Anprobe warten.“
Welchen Einfluss hatte Corona auf die Wedding-Branche?
„Unabhängig von den wirtschaftlichen Verlusten sehe ich auf der zwischenmenschlichen Seite viele positive Aspekte. Uns geht es um echte Partnerschaften und man erkennt, mit wem man gemeinsam durch eine schwere Zeit geht und wer sich dem anderen gegenüber loyal verhält. Vielleicht sind wir dadurch noch ehrlicher und offener geworden. Händler und Hersteller sollten ohne Scham Probleme, Kritik und auch Positives ansprechen – und das tun wir.“
Wie sieht die digitale Entwicklung bei Küss die Braut aus?
„Wir hatten auch schon vor der Pandemie ein sehr gut funktionierendes B2B-Portal für unsere Händler, auf dem sie jederzeit die Verfügbarkeit unserer Modelle sehen sowie Bestellungen tätigen können. Da wir es selbst pflegen und auch unsere Bilder und Videos selbst produzieren, konnten wir auch in Lockdownzeiten unseren Partnern neue Modelle präsentieren. Intern nutzen wir inzwischen nicht nur ein Warenwirtschaftssystem, das mit dem Händlerportal synchronisiert ist, sondern haben auch unsere Produktentwicklung digitalisiert.“
„Die Brautmode wird eine der letzten Branchen in der Mode sein, bei der nicht der Grossteil online verkauft wird.“
Wie wird sich der OnlineVerkauf von Brautkleidern entwickeln?
„Ich wünsche mir, dass Brautkleider noch lange analog von Mensch zu Mensch verkauft werden. Solange der Einzelhandel der Braut den Service dieser besonderen und fast schon intimen Beratung ermöglicht, wird sich der Online-Verkauf meiner Meinung nach in absehbarer Zukunft nicht durchsetzen. Für die meisten Bräute gehört dieses Anprobe-Erlebnis mit zum Kauf des Brautkleides. Auch während des Lockdowns haben wir keine stark vermehrte Nachfrage nach einem Online-Versand unserer Modelle erhalten, die Bräute wollten wenn möglich lieber auf eine persönliche Anprobe warten.“
Wie wird der Brautkleidhandel der Zukunft aussehen?
„Ich halte (noch) nichts von Bodyscans im oder statt des Einzelhandels. Ich denke, die Brautmode wird eine der letzten Branchen in der Mode sein, bei der nicht der Großteil online gekauft wird. In der jüngeren Generation sind Bewusstsein und Achtsamkeit in vielen Bereichen fast selbstverständlich. Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen und hier sehe ich die Zukunft der gesamten Modebranche: Mehr Bewusstsein, weniger Wegwerfartikel, ökologische, mehr recycelte und nachhaltige Stoffe, Materialien und Zutaten und dementsprechende Produktionen und Firmenpolitiken.“
„Am besten kann man etwas verkaufen, von dem man überzeugt ist.“
Was ist das Wichtigste für die Fachgeschäfte?
„Am besten kann man etwas verkaufen, von dem man überzeugt ist. Wer erkennbar und eigenständig ist, wird auch die passenden Kunden ansprechen und Freude bei jeder einzelnen Anprobe haben. Außerdem ist es wichtiger denn je, Einzelhandelsfunktionen – insbesondere eine individuelle Sortimentsges taltung, ehrliche Beratung und einen guten Service – anzubieten, um sich zu differenzieren.“