Presse
Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Hochzeitsbranche
Hinter jedem Einzelhändler steht eine Lieferkette
Mit ihrer Brautmoden Kollektion geht Designerin Kerstin Mechler ein Risiko ein.
Mudau. (tra) „Hinter jedem Einzelhändler steht eine Lieferkette“, bringt es Designerin Kerstin Mechler auf den Punkt. Seit 2009 betreibt sie in Mudau mit viel Kreativität und Herzblut ihr Brautmodeunternehmen „Küss die Braut“. Sie führt selbst keinen Einzelhandel, ist jedoch zu hundert Prozent von stationären Brautmodeboutiquen abhängig und beliefert rund 75 Partner in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie Italien mit Brautkleidern und Accessoires. „Da die Boutiquen geschlossen sind, können aktuell keine Brautkleider bei unseren Partnern anprobiert und gekauft werden, also erhalten wir auch keine Aufträge“, berichtet Kerstin Mechler. Das Tagesgeschäft ruht, und die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. „Die Corona-Pandemie hat bei uns zu einem enormen Umsatzeinbruch geführt, der bereits im Frühjahr 2020 deutlich zu spüren war.“
Die Pandemie habe, wie Kerstin Mechler berichtet, die gesamte Hochzeitsbranche schwer getroffen: „In Restaurants kann nicht gefeiert werden, es können keine Hochzeitsfotos gemacht werden, die Floristik ist betroffen und Hochzeitsredner haben keine Arbeit mehr“, zählt die Designerin einige Beispiele auf. Der gesamten Branche fehle die Perspektive. „Zudem sind natürlich Paare momentan sehr zurückhaltend, was Hochzeiten angeht, da eine Hochzeit momentan nur schwer planbar ist“, so Kerstin Mechler. Trotz aller Unsicherheit entwickelt die Designerin aktuell ihre neue Kollektion für die Hochzeitssaison 2022. Normalerweise würde sie ihre neuen Brautkleider im April ihren Partnern im Mudauer Showroom sowie in München, Düsseldorf und Hamburg präsentieren. Die Boutiquen bestellen dann die Modelle, die sie ab Herbst ihren Bräuten für die Saison 2022 zeigen möchten. „Wenn sich der Lockdown also bis ins Frühjahr hinzieht und unsere Händler keinen Umsatz machen, können sie kaum oder nur wenig ordern und es wird wieder ein sehr schwieriges Jahr für Brautmodehersteller“, unterstreicht Kerstin Mechler.
Dennoch widmet sie sich ihrer neuen Kollektion mit voller Kraft: Sie arbeitet mit Bio-Baumwolle sowie nachhaltigen und recycelten Materialien. „Ich denke, dass das die Zukunft ist und stehe zudem persönlich hinter diesem Ansatz“, erzählt die Designerin. Gleichzeitig stellt sie sich besorgt die Frage, ob sich Menschen in Krisenzeiten überhaupt mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen möchten. Mit ihrer neuen Kollektion geht Kerstin Mechler ein Risiko ein: „Wir als Marke müssen immer in Vorleistung gehen und vorfinanzieren, ohne zu wissen, ob unsere Händler überhaupt die neue Kollektion in unserem Verkaufszeitraum April kaufen können und werden.“
Sie hofft nun, dass die Boutiquen bald wieder öffnen können. „In einem Brautmodegeschäft gibt es keine Laufkundschaft und die Hygieneregeln können problemlos eingehalten werden“, sagt Kerstin Mechler. „Brautkleider sind wertvoll und es wird ohnehin mit höchster Sorgfalt gearbeitet“, so die Designerin. Manche Partner ermöglichten nun Anproben zu Hause mit digitalem Beratungsgespräch. Dies sei aber allenfalls eine Notlösung für eine Anprobe in der Boutique. „Die Anprobe eines Brautkleides ist für Bräute etwas ganz Besonderes. Die Braut wird bedient, steht im Mittelpunkt und es ist ein Erlebnis, das an den Service der 50er- oder 60er-Jahre erinnert“, erzählt Mechler. Online ist das alles nicht möglich. Für die Mudauer Designerin ist Einkaufen generell vor allem auch Genuss: „Ich vermisse es, in die Stadt zu gehen, um zu shoppen. Das ist für mich ein Erlebnis, das durch Online-Einkäufe nicht ersetzt werden kann. Ich mag auch die kleinen, liebevoll geführten Geschäfte, die es in Buchen gibt, sehr gern und hoffe, dass alle die Krise überstehen.“